When the Shadows Grow Longer 3D Render, Digital Artwork by Samara Blue

! REPORT

When the Shadows Grow Longer

3D Render by Samara Blue

Wenn die Schatten länger werden, hört der Körper nur noch das Flüstern ...

Dancing for the Darkness
Sie tanzt. Niemand zwingt sie dazu, aber sie weiß, dass sie sonst in dieser nachtschwarzen Stille keine Luft zum Atmen bekommen wird.
Noch ist sie keine Primaballerina. Aber der Traum glimmt beständig in jeder Sehne, in jedem eisenharten Muskel. Ihr Leben ist Takt und Trance, Ritual und Reise, eine disziplinierte Besessenheit, die mit jedem Zwielicht unaufhaltsam weiterwächst.
Morgens legt sie ihr Gesicht an wie eine Maske. Blasses Rouge, blutdunkle Lippen, rabenschwarzer Striche umrahmen ein groteskes Augen-Makeup. Nicht zum Verstecken. Nein, zum Beschwören. Immer aufs Neue eine dunkle Beschwörung vor dem Spiegel, damit die Bühne sich öffnet wie das Tor in der Dämmerung. Damit die Welt sieht, wie sehr sie brennt, dunkel in der Seele und doch hellhörig für den Tanz, die heisere Melodie, jeden schattentrunkenen Schlag des unsichtbaren Metronoms.
Manchmal fragt sie sich, ob dort draußen mehr ist als ihre Tanzschritte im Halblicht. Pas de deux, Pirouette, Arabesque in den gierigen, dunklen Abgrund. Liebe vielleicht, Seelenverwandtschaft. Jemand, der die Dunkelheit in ihr nicht fürchtet und bleibt, wenn der Applaus wie Asche zerfällt und sie selbst in die Dämmerung entschwindet. Dann kriecht die Musik heran, geisterhaft leise, schmeichelnd anschwellend, und die Bretter werden wieder ihre ureigene Wahrheit. Sie dreht sich, springt, hoch und höher fließt und weiß:
Dies ist ihr Pfad, ihr dorniger Weg durch die Nacht. Ihr widerspenstiger Puls. Ihr samtschwarz verhängtes Zuhause. Sie muss die Dunkelheit nicht suchen. Denn heute Abend zieht sie für die Bühne wieder die Nacht an. Einen pechschwarzen Mantel aus Ungewissheit, sprühenden Funken und kaltem Kerzenrauch. Samhain geschwängerte Luft. In dieser Zeit Kürbislichter als ferne Augen. Die Stadt hält den Atem an.
Sie tanzt. Auch ohne Himmel und Licht. Denn der Tanz ist ihre Sonne. Heute nur ein aschgrauer Stern hinter Vorhängen aus Nebel. Morgen vielleicht verglüht er. Oder er schlägt plötzlich wieder Funken.
… und sie tanzt, tanzt, bis ihre Füße bluten und die Sohlen ihrer Ballettschuhe sich auflösen und zarten Spinnweben gleich traurige Spuren auf dem Parkett hinterlassen …
– Samara Blue/Kerstin Ellinghoven

When the shadows grow longer, the body hears only the whisper ...

Dancing for the Darkness
She dances. No one forces her to, but she knows that otherwise, in this night-black silence, she will find no air to breathe.
She is not yet a prima ballerina. But the dream smolders steadily in every tendon, in every iron-hard muscle. Her life is beat and trance, ritual and journey, a disciplined obsession that grows inexorably with every twilight.
In the morning she puts on her face like a mask. Pale rouge, blood-dark lips, raven-black lines framing a grotesque eye make-up. Not to hide. No—to conjure. Again and again a dark incantation before the mirror, so the stage opens like a gate into dusk. So the world sees how fiercely she burns, dark in her soul and yet keen-eared for the dance, the husky melody, every shadow-drunken strike of the invisible metronome.
Sometimes she wonders if there is more out there than her dance steps in half-light. Pas de deux, pirouette, arabesque into the greedy, dark abyss. Love perhaps, kinship of souls. Someone who does not fear the darkness in her and stays when the applause crumbles like ash and she herself slips into the dusk. Then the music creeps closer, ghost-quiet, swelling with a flattering hush, and the boards become her very own truth again. She turns, she jumps, she flows—higher and higher—and knows:
This is her path, her thorned road through the night. Her defiant pulse. Her home, draped in velvet-black. She does not have to seek the darkness. For tonight, for the stage, she puts the night on again. A pitch-black cloak of uncertainty, spraying sparks, and cold candle smoke. Air heavy with Samhain. In this season, pumpkin lights like distant eyes. The city holds its breath.
She dances. Even without sky and light. Because the dance is her sun. Today only an ash-gray star behind curtains of fog. Tomorrow it may burn out. Or suddenly it may spark again.
… and she dances, dances, until her feet bleed and the soles of her ballet shoes dissolve and, like delicate cobwebs, leave sorrowful traces on the parquet …
– Samara Blue/Kerstin Ellinghoven

Made with Daz 3D I No Ki I Krefeld I 23.05.2025